DO2NFS und DG2NBN suchen einen Ballon (F6KBN-11)

Hier meine kleine Geschichte über einen Ballon, den ich am 14.07.2011 über APRS gehört habe.

Ich hatte an diesem Donnerstag noch Urlaub und somit etwas Zeit mir die APRS-Aktivitäten in unserer Region
etwas anzusehen. Am Nachmittag fiel mir dann ein französisches Rufzeichen auf, welches als Infotext etwas
mit Ballon ausgesendet hatte. Da mich die deutschen Ballonmissionen schon immer sehr interessieren und ich
demnächst eh mal so einen Ballon hinterher jagen wollte habe ich mir mal die aktuelle Position bei APRS.FI
angeschaut. Am Nachmittag war er noch irgendwo in JN27/JN38, also sehr weit von uns entfernt. Ich hatte
aber entdeckt, dass er vor einigen Stunden in JN07JC gestartet war. Er sich in einer Höhe von 12km Höhe
befand und sich mit grosser Geschwindigkeit ( ca. 100km/h ) in Richtung Nord-Osten bewegte.

Ich habe dann bei APRS.FI immer mal geschaut was der Ballon so macht.... er kam immer näher. Am Abend
war dann das wöchentliche Treffen im BurgerKing angesagt und da ich wusste, dass der Ballon sich schon im
deutschen Luftraum aufhält, haben wir dort immer wieder mal nach dem Ballon geschaut. Dank internetfähigen
Handys ist das ja kein Problem.

Als der Ballon an Frankfurt vorbei war begann er zu sinken. Anfangs noch langsam, aber es ging dann immer
schneller nach unten. Über die Rhön kam er noch ohne Probleme drüber hinweg, dort müsste er noch auf
ca. 4km Höhe gewesen sein, doch es war schon abzusehen, dass in Thüringen seine Reise wohl beendet
sein wird.

Kurz vor 20:00 UTC verstummten die Signale. Letzte Position war bei Bad Liebenstein, das ist ca. 20km
von südlich von Eisenach. Wir haben uns dann einwenig bei Google Maps umgesehen und dann vermutet,
dass er in der Nähe der Ortschaften Meimers, Sorga und Beiroda herunter gekommen sein müsste.

DO2NFS ( Flo ) und ich haben dann beschlossen wir werden ihn suchen. Ich fuhr schnell heim und
organisierte noch einpaar Handfunkgeräte, APRS-Technik, Taschenlampen und natürlich auch etwas zum
Trinken und zwei Jacken, da es nun Nacht war mussten wir ja davon ausgehen, dass es in Thüringen auch
langsam kalt wird und die Gegend könnte ähnlich aussehen wie bei uns in der Fränkischen Schweiz nur
das es dort wohl die höheren Berge gibt.

Gegen 21:00 UTC machten wir uns dann langsam auf dem Weg. Wir beschlossen mit nur einem Auto zu fahren
und da Flo einen Diesel hat, der wohl viel weniger brauchen wird wie mein Benziner war dann die Autowahl
schnell beendet. Von Forchheim nach Bad Liebenstein sind es ca. 176km. Ausserdem bemerkte ich dann noch,
dass Flo´s TM-D700e wunderbar APRS kann und auch zu den empfangen Stationen Position, Entfernung und
Richtung ausgeben kann. So einen Luxus mussten wir nutzen. Also all meine Technik umsonst mitgenommen,
aber lieber drei Geräte zuviel wie eines zuwenig.

Ich denke es war dann so gegen 22:30 UTC als wir ins Sorga eintrafen und das Mobilfunkgerät bereit
machten weitere Positionen aufzunehmen. Unsere letzte bekannte Position war ja noch in 725m Höhe,
der Ballon musste aber noch bis auf den Boden runter und das waren wohl doch noch einige hundert Meter
also konnte er auch einige km noch entfernt sein. Wir hofften aber, dass der APRS-Sender noch immer läuft
und uns seine aktuelle Position verrät. Und genau so war es auch.

Locator JO50ET  Koordinaten 50° 47.09' N  10° 19.63' E.

Mit diesen Daten, unseren Telefonen mit GPS und Taschenlampe machten wir uns dann auf in die Nacht,
wobei so richtig Nacht war es nicht, denn der Mond schien so hell, dass man auch fast schon ohne
Taschenlampen hätte laufen können.

Sorga ist ein kleines Dörfchen mit Reiterhof, Bauernhof und einpaar Wohnhäusern. Ich denke 20 bis 50
Einwohner. Wir haben uns erst um einen Weiher herumgeschlichen und stiegen über einige Holzzäune,
da es aber keinen richtigen Weg ins unsere Wunschrichtung gab haben wir uns dann erstmal dazu entschlossen
durch die Ortschaft zu gehen und dort einen richtigen Weg zu suchen. Am anderen Ende des Orts hatte Flo es
dann geschafft mit seinem iPhone sinnvolle Koordinaten angezeigt zu bekommen. Ich hatte es nicht geschafft.
Entweder es änderte sich bei meinem iPhone nichts oder es sprang gleich einige hundert Meter hin und her.
Naja Flo wusste wohin wir sollten und ich habe den Weg erkundet und ging voraus.

Natürlich mussten wir nicht einfach einen Feldweg entlang laufen, nein, wir mussten auf eine Wiese.
Nur seltsamerweise gab es da einen Weidezaun, so richtig mit Elektroschocker. :-) Flo meinte aber, das
wäre eh aus und wir können da ruhig rein. Also einfach unten durch gekrabbelt und los gings quer über
die Wiese... durch einen kleinen Sumpf und über den nächsten Zaun. Wir hatten ja nicht viel zu befürchten,
einige hundert Meter entfernt waren vier oder fünf Pferde und diese hatten wohl mehr Angst von uns als
wir von ihnen.

Sooo... neue Wiese... neues Glück aber erstmal noch ein kleiner Sumpf. Und wir wurden dann an einen Baum
auch relativ schnell fündig. Hier hing ein schwarzer Ballon und eine orange Box. Juhu, wir hatten Ballon
gefunden. Von unten kamen wir recht gut an den Ballon ran und konnten die Box aus dem Baum retten.
Ich hatte von der Aktion natürlich einpaar Bilder gemacht und dabei waren mir in einiger Entfernung
zwei leuchtende Augen aufgefallen. Kurze Zeit später waren es dann schon 4 Augen und diese hatten
wohl keine Angst. Sie kamen nämlich immer näher und Flo meinte ich sollte jetzt mit dem Fotografieren
endlich aufhören, damit wir wieder verschwinden konnen. Also Kamera eingesteckt und schnell mit dem Ballon
über den nächsten Zaun gesprungen bevor wir doch noch von irgendjemanden auf die Hörner genommen werden.

Als wir dann aber durch ein Feld zurück zum Auto liefen stellte sich heraus, dass es auch wieder nur
Pferde waren und die hätten uns wohl auch wieder nichts gemacht. Gegen 01:00 UTC waren wir dann wieder
in Forchheim und da wir ja so eine gute Tat vollbracht hatten wollte uns die Polizei in Forchheim nicht
mal mehr richtig kontrollieren.

In Thüringen hatte ich noch eine eMail an die Erbauer des Ballons geschickt und am Nachmittag auch schon
eine Antwort erhalten. Deren Team ist sehr glücklich, dass der Ballon gefunden wurde und sie wollen
die Technik natürlich zurück haben, um damit weitere Ballonmissionen zu machen. Ich werde natürlich
die nächsten Tage dann ein zwar sehr grosses aber auch sehr leichtes Päckchen nach Frankreich schicken.

Soo, das war meine kleine Geschichte.

73 de Dieter.

Route:

letzte Position

Landeplatz 1

Landeplatz 2

Baum 1

Baum 2

Baum 3

Ballon daheim